Über ein Viertel aller Aufmacher waren 2021 über die Pandemie
War die Berichterstattung zur Corona-Pandemie geprägt von Hysterie und Panikmache oder vor allem von Gelassenheit und Pandemiemüdigkeit?
Wir haben 14 Monate lang die Startseiten von sechs großen deutschen News-Publishern beobachtet. Mehr Informationen zur Methodik finden sich in der langen Version des Textes. Schauen wir zuerst auf die nackten Zahlen:
Insgesamt haben wir rund 450.000 Artikel in die Auswertung genommen. Davon waren 27.727 auf der obersten Position einer Nachrichtenseite. Die oberste Position, der Aufmacher, ist der wichtigste Ort für Nachrichten. Dort werden die wichtigsten Artikel einer Redaktion platziert und die meisten Leser*Innen werden dort erreicht. Auf dieser wichtigen Position waren 27,74 % der Artikel über die Corona-Pandemie. Das heißt, dass auf der reichweitenstärksten Position die Pandemie einen enormen Stellenwert eingenommen hat.
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Aber auch bei den obersten 20 Artikeln auf den Startseiten der beobachteten Nachrichtenseiten war die Pandemie immerhin noch in 18,22 % der Artikel präsent. Schaut man auf alle registrierten Artikel, war die Pandemie in rund 14 % der Fälle Thema. Allerdings sind diese Zahlen über das Jahr 2021 (und Anfang 2022) gesehen, nicht gleich verteilt. Viel mehr lässt sich eine Korrelation zwischen den Infektionszahlen und der Berichterstattung feststellen.
Zur Korrelation Berichterstattung - Infektionszahlen
Anfang des Jahres 2021 gab es je 100 Neuinfektionen ungefähr einen Artikel in unseren Daten mit Bezug zur Pandemie. Dieses Verhältnis ändert sich stark im Sommer, als es für jeweils sechs Neuinfektionen einen Artikel mit Pandemie-Bezug gab. Zu diesem Zeitpunkt war die Berichterstattung also sehr stark auf Corona fixiert. Auch die Anzahl der Aufmacher war vergleichsweise höher als zur ersten Winterwelle. Im Oktober und November stiegen die Infektionszahlen wieder an. Bemerkenswert dabei ist, dass in gleichem Maße auch die Berichterstattung zunimmt. Insbesondere die Anzahl der Aufmacher korrelieren sehr gut mit den ansteigenden Neuinfektionen.
Mit Aufkommen der Omikron-Variante im Januar 2022 explodieren die Fallzahlen. Die Berichterstattung kann mit dieser großen Anzahl an Neuinfektionen nicht mithalten. Es ist ganz im Gegenteil sogar feststellbar, dass die Berichterstattung zu Corona leicht abnimmt. Die Publisher bieten also auch anderen Themen, abseits der Pandemie, wieder mehr Raum. Das trifft umso mehr im Februar zu. Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine gibt es Ende Februar gar keine Aufmacher mehr zur Pandemie. Das Thema wurde (vorerst?) verdrängt.
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Inwiefern die Berichterstattung zu Hysterie oder Gelassenheit tendiert, kommt also stark auf den betrachteten Zeitraum an. Insgesamt zeigt sich eine Korrelation, sodass sich zu den Wellen der Corona-Neuinfektionen gleichermaßen Wellen der Berichterstattung gebildet haben. Im Sommer nahm das Thema allerdings verhältnismäßig viel Platz ein, während es zum Jahreswechsel 21/22 deutlich weniger mediale Aufmerksamkeit bekam. Zu diesen Zeitpunkten war die Korrelation eher gering. Einen ausführlichen Einblick in die Thematik bietet unser zweiter Report zum Thema, der hier zu finden ist.
Über diesen Artikel
Geschrieben von Stefan Paulus
Publiziert am: 4/13/2022, 7:00:00 AM
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